Impact Investing: Geldanlage mit Zusatznutzen?

Blanca Habbel

Impact Investing ist ein Begriff, der eigentlich keiner Erklärung bedarf. Er erklärt sich selbst: Wer investiert, erwartet einen impact, eine Wirkung. Nicht erst seit 2007, als der Begriff zum ersten Mal aufkam, sondern schon immer. Während sich traditionelle Investments aber ausschließlich darum drehen, impact auf die eigene Vermögensentwicklung zu erzielen, geht es beim Impact Investing um mehr. Nämlich um einen messbaren positiven Beitrag zu sozialen und ökologischen Zielen.

Für die Finanzbranche, insbesondere die Vermögensverwaltung, ist Impact Investing innerhalb weniger Jahre zu einer wichtigen Disziplin geworden. 2022 bezifferte das Global Impact Investing Network (GIIN) den globalen Impact Investing-Markt zum ersten Mal auf über 1 Billion US-Dollar Assets under Management, genauer auf 1,164 Billionen. Damit hat sich das Marktvolumen innerhalb eines Zeitraumes von nur fünf Jahren (2017: 114 Milliarden US-Dollar) verzehnfacht. Das zeigt vor allem, dass das Interesse der Anleger, privat wie institutionell, an „Geldanlagen mit Zusatznutzen“ enorm ist und die Vermögensverwaltung hier einen Nerv trifft. Dieses Momentum muss jetzt genutzt werden.

Was ist Impact Investing genau – und worum geht es?

Der Kern von Impact Investing ist es, Vermögen gezielt in Anlagen zu investieren, die unmittelbar und nachweisbar positiv zum Erreichen von mindestens einem Nachhaltigkeitsziel beitragen. Diese Ziele orientieren sich regelmäßig an den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Hinzu kommt das sogenannte „Do No Significant Harm“-Prinzip, das besagt, dass das Investment anderen Nachhaltigkeitszielen gleichzeitig nicht schaden darf. Eine allgemeingültige Definition, ab wann eine Anlage als nachhaltig betrachtet werden darf, fehlt allerdings.

Um hier auf multinationaler Ebene Abhilfe zu schaffen und über einen klaren Handlungsrahmen für Vergleichbarkeit und mehr Transparenz auch für private Anleger zu sorgen, hat die Europäische Union bereits 2019 die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die Offenlegungsverordnung eingeführt. Sie gibt die einheitliche Klassifizierung von Investmentfonds anhand von Nachhaltigkeitsmerkmalen (ESG) vor und unterscheidet zwischen Artikel 8- und Artikel 9-Fonds, wobei letztere eine nachhaltige Anlagestrategie im Sinne der EU-Taxonomie verfolgen sollen. Auf den ersten Blick läge es daher nahe, Artikel 9-Fonds mit Impact Investing gleichzusetzen. Bedauerlicherweise wird genau das häufig getan – was ein Fehler ist.

Artikel 9 ist nicht gleich Impact Investing

ESG-Fonds sind nach wie vor auf Rekordjagd. Erfüllen sie die SFDR-Kriterien für eine Einstufung nach Artikel 9, gehen viele Kunden und auch andere Marktteilnehmer automatisch davon aus, dass sie einen positiven Effekt in Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele der EU erreichen. Tatsächlich ist genau das allerdings gar nicht vorgeschrieben. Lediglich das Verfolgen eines expliziten Nachhaltigkeitszieles durch den Investmentprozess sieht die SFDR vor. Ob ein Fonds dieses Ziel auch erreicht – oder die getätigten Investitionen überhaupt geeignet sind, es zu erreichen –, spielt für die Klassifizierung als Artikel 9-Fonds zunächst einmal keine Rolle.

Weil dieses Detail in der öffentlichen Betrachtung jedoch vernachlässigt wird, kann die bloße Artikel 9-Einstufung Kunden ebenso wie Vermögensverwalter selbst dazu verleiten, die Investments des Fonds keiner genaueren Prüfung zu unterziehen. Dabei zeigen Untersuchungen und auch unsere eigenen Erfahrungen inzwischen, dass zahlreiche Artikel 9-Fonds ESG-Kriterien zwar in ihren Investmentprozess integrieren, aber keine positive soziale oder ökologische Wirkung erzielen – indem sie in Unternehmen investieren, die lediglich die Mindeststandards erfüllen, anstatt in Sachen Nachhaltigkeit Maßstäbe zu setzen. Von Impact Investing sind diese Fonds also weit entfernt.

Impact Bleaching oder Impact Washing?

Auf der anderen Seite existieren Impact-Fonds, die weder klar als solche benannt werden – ein Phänomen, das im Gegensatz zu Impact Washing als „Impact Bleaching“ bezeichnet wird – noch als Artikel 9-Fonds klassifiziert sind. Oftmals liegen die Gründe für den fehlende Klassifizierung in den speziellen Anforderungen an Transparenz und Berichterstattung, die wesentlicher Bestandteil der SFDR sind. Ein solcher Fonds kann entgegen der scheinbar „schlechteren“ Klassifizierung potenziell dennoch einen größeren Beitrag zum Erreichen der von den UN definierten SDGs leisten als ausgewiesene Artikel 9-Fonds. Denn die Erfüllung von Mindeststandards reicht für Impact Investing anders als für die Klassifizierung nach SFDR nicht aus.

Die Verwirrung, die aus diesem Umstand heraus für Anleger entstehen kann, wird dadurch verschärft, dass zahlreiche Marktteilnehmer Impact Investing als lohnendes Marketinginstrument entdeckt haben. Das Fehlen klarer, verbindlicher Kriterien zur Messung eines echten sozialen und ökologischen Impacts ebnet den Boden für Impact Washing, das Pendant zu Greenwashing. Für Investoren und Anleger ist oft nicht nachvollziehbar, inwiefern und zu welchem Grad ihre Investments die gewünschte Wirkung tatsächlich erzielen. Die Folge: Nicht in jedem Produkt, auf dem „Impact Investing“ steht, ist Impact Investing drin. Und Fonds, die sich womöglich bereits vor vielen Jahren als Impact-Pionieren erwiesen haben, den modernen Erwartungen an Impact Investing aber längst nicht mehr gerecht werden, genießen Bestandsschutz und tragen den Begriff weiterhin im Namen.

Impact Investing wird an Bedeutung gewinnen – und an Transparenz

Erfreulicherweise ist dieses Problem nicht unerkannt geblieben. Bereits 2019 hat das GIIN ein System zum Messen, Managen und Optimieren von Impact-Investments ins Leben gerufen. Dieses Framework befähigt auch Anleger, kritisch zu hinterfragen, ob der behauptete Impact individueller Produkte nur ein leeres Marketingversprechen oder tatsächlich substanziell ist. Als Vermögensverwalter ist es unsere Aufgabe, hier für Transparenz zu sorgen und unsere Kundinnen und Kunden umfassend und auf Augenhöhe zu beraten.

Dazu gehört auch, die Karten in der Kommunikation offen auf den Tisch zu legen: Impact Investing ist kein Allheilmittel und wird keine Wunder bewirken. Die konkrete Messung dessen, was Impact Investing stattdessen bewirkt, ist nach wie vor eine Herausforderung und aufgrund einer lückenhaften Datenbasis aktuell vielleicht nicht immer so präzise möglich, wie wir als Vermögensverwalter es uns wünschen würden. Zwar gibt es bereits Initiativen, die mit Hochdruck daran arbeiten, einen belastbaren Impact Score zu entwickeln und diese Lücke zu schließen. Bis dahin allerdings ist diese Art der Offenheit und Transparenz exakt das, was unsere Kunden von uns erwarten. Impact Investing bietet enormes Potenzial – auch das, die Beziehungen zu unseren Kunden nachhaltig zu vertiefen, indem wir ihnen offen kommunizieren, was Impact Investing heute noch nicht bieten kann.

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