Anhaltender Aufwärtstrend bei der nachhaltigen Geldanlage: ESG-Fonds auf Rekordjagd

Anton Vetter

Es gibt eine Vorhersage mit Blick auf das laufende Jahr, für die man kein Prophet sein muss: Auch im Jahr 2022 werden wir einen weiteren Rekord beim investierten Vermögen in nachhaltige Anlagen sehen. Der Wachstumstrend von ESG-Fonds (Environmental Social Governance) ist eindeutig und ungebrochen, aber einige nicht ausgeräumte Probleme bleiben.

In Deutschland herrscht dabei besonders großer Nachholbedarf. Denn laut BVI Bundesverband Investment und Asset Management entspricht das Vermögen nachhaltiger Publikumsfonds nur etwa 31 Prozent des Gesamtvermögens in Deutschland aufgelegter Fonds. Damit sind wir Deutschen im Gegensatz zu unserer Selbstwahrnehmung alles andere als „ESG-Weltmeister“. Im EU-Durchschnitt sind es rund 40 Prozent, in Frankreich sogar 60 Prozent und im tatsächlichen Vorreiterland Schweden fast 80 Prozent.

Deutsche Vermögensverwalter sind zurückhaltend

Allerdings flossen in 2021 netto alleine 60 Milliarden Euro in nachhaltige Publikumsfonds – nach 21 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Damit beträgt das Gesamtvermögen, das hierzulande in Spezial- und Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsklassifizierung nach Artikel 8 oder Artikel 9 Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) verwaltet wird, 588 Milliarden Euro. Ein Anteil von durchaus beachtlichen 16 Prozent am gesamten Fondsvermögen.

Die Zahlen zeigen: Offenbar sind die deutschen Fondsgesellschaften bei der Nachhaltigkeitseinstufung zurückhaltender als andere europäische Kollegen. Denn weltweit flossen 2021 rekordverdächtige 649 Milliarden US-Dollar in ESG-Fonds – ein erneuter Anstieg nach den Jahren 2020 und 2019 mit 542 und 285 Milliarden US-Dollar und eine Verdopplung binnen weniger als zwei Jahren.

ESG-Engagement breitet sich weiter aus

Mehr als drei Viertel der unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland dagegen nutzten 2021 bereits einzelne Aspekte des nachhaltigen Investierens. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit 160 unabhängigen Vermögensverwaltungen des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) der Technischen Hochschule Aschaffenburg in Kooperation mit der V-Bank. Das gilt insbesondere für Verwaltungen mit mehr als 500 Millionen Euro Assets under Management: Mehr als 90 Prozent dieser Verwalter legen Kundengelder auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit an. Acht Prozent investieren sogar komplett nach nachhaltigen Kriterien.

Als Fundament ihrer Strategien nutzen die Kollegen vor allem fixe Ausschluss-Kriterien, die insbesondere Anlagen in Werte aus bestimmten Sektoren wie Rüstung oder Kernenergie betreffen. Daneben ist wie auch bei eher konventionellen Fondsstrategien Best-in-Class beliebt. Dabei werden aus allen Branchen nur jeweils diejenigen Unternehmen mit den besten ESG-Bewertungen ausgewählt. Immerhin 20 Prozent setzen laut Studie auf Impact Investing, um die Wirkungen der Geldanlage auf Ökologie, Soziales und Unternehmensführung konkret messen zu können. Schließlich wird die Engagement-Strategie von knapp einem Zehntel der unabhängigen Vermögensverwalter angewandt. Hier nehmen Anleger auf kontroverse Geschäftspraktiken von Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit Einfluss.

Die Zeichen stehen auf Grün

Solcherlei Abwägungen, die Rendite und Risiko nicht alleine ins Zentrum einer gelungenen Anlagestrategie stellen – wobei sich natürlich auch ESG-Fonds letzten Endes an ihrer Rendite messen lassen müssen –, sind die größte Neuerung für uns Vermögensverwalter, die der anhaltende Nachhaltigkeitstrend für unsere tägliche Arbeit mit sich bringt. Wer im Jahr 2022 diese Entwicklungen noch immer nur für eine vorübergehende Erscheinung hält, wird sich in kürzester Zeit verwundert die Augen reiben. Denn vor allem eines ist nicht von der Hand zu weisen: Die Nachfrage der Kunden nach ökologisch und sozial vertretbaren Anlagen steigt kontinuierlich. Schon mehr als die Hälfte aller Fonds, die in der EU im vierten Quartal 2021 aufgelegt wurden, waren nach Artikel 8 oder Artikel 9 SFDR nachhaltig.

Die Erwartungen der bestehenden und neuer Kundengruppen dürfen zweifellos auch als maßgebliche Ursache dafür gesehen werden, dass 53 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland teilweise, 20 Prozent sogar größtenteils künftig auf eine nachhaltige Anlagestrategie setzen wollen. Auch wir selbst strukturieren zahlreiche Anlagestrategie in Übereinstimmung mit den Wünschen und Bedürfnissen des Kunden mit nachhaltigen Anlagen. Für fast alle Strategien, die wir im Rahmen unserer digitalen Vermögensverwaltung anbieten, ziehen wir sogar überwiegend nachhaltige Anlagen heran. Nicht nur, weil unsere Kunden es von uns erwarten – sondern auch, weil wir überzeugt sind, dass die Chancen nachhaltiger Investments die vieler konventioneller Anlagen langfristig übersteigen.

Die Spitze des Eisberges

Damit ist der Höhepunkt des Trends aber noch nicht erreicht. Die EU-Taxonomie, die zum 1. Januar 2022 in Kraft trat, die Gründung der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) im April 2021, die sich als Zusammenschluss von 450 führenden Finanzinstituten aus 45 Ländern zum Net Zero-Ziel der UN bekennt, und die Etablierung des International Sustainability Standards Board (ISSB) mit Sitz in Frankfurt am Main, das internationale Mindeststandards für die finanzielle Nachhaltigkeitsberichterstattung festlegen soll: All diese Entwicklungen zeigen, dass die immense Relevanz verbindlicher und transparenter ESG-Kriterien in den globalen Anlageportfolios auch in der Politik gesehen wird.

Meiner Einschätzung nach ist die bisherige Rekordjagd der ESG-Fonds daher nur die Spitze des Eisberges. Die Verschiebung der weltweiten Fondsvermögen hin zu nachhaltigen Anlagen hat gerade erst begonnen. Es werden auch in den kommenden Jahren noch viele weitere Rekorde folgen – und wir unabhängigen Vermögensverwalter sollten spätestens jetzt alle Voraussetzungen dafür schaffen, uns von ihnen nicht abhängen zu lassen.

 

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